Nr. 21 vom 19. Juni 2025
EU-Nachrichten 19.6.2025: Wasserqualität EU | G7-Gipfel | Omnibus Verteidigung | fossile Energie aus Russland | Vertragsverletzungsverfahren| CBAM | Batterie-Recycling | Arbeitsmarkt | Fête de la musique | EP-Rollenspiel
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Editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Wie sauber ist unser Trinkwasser? Auf unserem Instagram-Kanal haben wir das für die einzelnen EU-Mitgliedstaaten anhand von Wassertropfen (viele Tropfen gut, wenige Tropfen bedenklich) dargestellt. Erfreulich für uns hier in Deutschland: mit hundert Punkten liegen wir im europaweiten Vergleich gemeinsam mit Finnland ganz vorn. Wir freuen uns über die vielen Likes für diesen Info-Post (Link)!
Viele Grüße vom Presseteam der Vertretung der Europäischen Kommission in Berlin. Haben Sie noch eine schöne Woche!
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Highlights
3 Tage, 7 Industriestaaten und die EU und sieben Erklärungen zum Abschluss – das war der G7-Gipfel in den kanadischen Rocky Mountains. Für die Europäische Union mit dabei: die Spitzen von Kommission und Rat, Ursula von der Leyen und António Costa. Hier haben wir eine Übersicht zu den Erklärungen zusammengestellt, hier und hier gibt es Instagram-Reels mit Bildern wichtiger Momente des Treffens.
Wie kann die EU bis Ende 2027 die Einfuhr von russischem Gas und Öl schrittweise und effektiv einstellen? Einen Fahrplan dazu hat die Kommission am Dienstag vorgelegt. Dazu gehören Diversifizierungspläne der Mitgliedstaaten, wie sie den schrittweisen Ausstieg auffangen. Alles mit Hilfe und Unterstützung durch die Kommission. Jetzt sind Rat und Europaparlament am Zug. Die Details kann man hier nachlesen.
Bis zum Jahr 2030, also in fünf Jahren, will und muss die EU gerüstet sein für militärische Angriffe. Der koordinierte Ausbau der Fähigkeiten soll auch den Grad der Abschreckung erhöhen. Vor diesem Hintergrund hat die Kommission ein Omnibus-Verfahren für den BereichVerteidigung angestoßen. Es geht v.a. darum, Hindernisse zu beseitigen und die Abläufe massiv zu beschleunigen. Mehr dazu hier. Und weil der Begriff “Omnibus” für manche etwas sperrig klingt – hier haben wir in einem kurzen Video erklärt, was dieses Verfahren genau ist.
Die Kommission hat beschlossen, Deutschland vor dem Gerichtshof der EU zu verklagen. Der Grund: die gemeinsam beschlossenen EU-Regeln für die öffentliche Auftragsvergabe wurden nicht ordnungsgemäß umgesetzt. Das erste Aufforderungsschreiben dazu wurde im Januar 2019 nach Berlin geschickt, weitere folgten und jetzt ist der nächste Schritt im Vertragsverletzungsverfahren getan und der Gerichtshof wird eingeschaltet. Mehr Details (auch zu zwei weiteren Verfahren gegen Deutschland in früheren Stadien) hier.
Rat und Europaparlament haben eine Einigung erzielt zum Vorschlag der Kommission, den CBAM-Mechanismus zu vereinfachen. CBAM ist ein Instrument der EU-Klimapolitik. Es geht darum, Treibhausgas-Emissionen von importierten besonders CO2-intensiven Gütern zu regulieren und Wettbewerbsnachteile für EU-Produzenten auszugleichen. Ein zentraler Punkt der Vereinfachung ist ein neuer Schwellenwert von 50 Tonnen pro Unternehmen und Jahr, dadurch werden viele Unternehmen von den CBAM-Pflichten befreit. Die Klimaziele werden aber dennoch erreicht. Mehr hier.
Weitere Pressemitteilungen zu aktuellen Themen finden Sie hier (Vertretung der Kommission in Berlin) und hier (Presseraum/Sprecherdienst der Kommission in Brüssel). Für unseren täglichen Newsletter kann man sich hier anmelden. Und folgen Sie uns gerne auch auf den sozialen Medien: Facebook, X, Instagram.
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Europa vor Ort
Das zweite Leben von Lithium-Ionen Fahrzeugbatterien metrologisch vorbereiten
Auf die Metrologie kommt es an: Sie ist die verborgene Wissenschaft, die den grünen und digitalen Wandel vorantreibt. Oft wird übersehen, dass die Metrologie - die Wissenschaft des Messens – unseren Alltag durchdringt. Dazu gehört auch, ob und wie lange wir unser Elektro-Auto nutzen können.
Im europäischen Forschungsprojekt „LiBforSecUse“ hat die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) mit einem Konsortium aus Industriepartnern und Forschungsinstituten an einer Messmethode gearbeitet, wie die Restkapazität von Lithium-Ionen-Batterien aus effizient gemessen werden kann. Annette Röttger, Wissenschaftlerin an der PTB in Braunschweig, hat sich mit der Frage beschäftigt, wie die Metrologie zur Batterietechnologie und insbesondere zum Recycling beitragen kann.
Batterierecycling in Europa nimmt weiter Fahrt auf
„Im Jahr 2030 werden 150 Millionen Lithium-Ionen-Batterien für die Wiederverwendung zur Verfügung stehen“, so Röttger. „Das ist eine enorme Zahl. Aber um sie gut zu recyceln, müssen wir auch wissen, wann und ob wir sie wiederverwenden können.“
LiBforSecUse wurde von der EU kofinanziert. Es ermöglichte den Forschenden, genaue Messung der sogenannten Impedanz zu untersuchen. Hier geht es um den Widerstand gegen den elektrischen Stromfluss in einer Batterie und das ist wichtig, wenn es um das Potential für die Wiederverwendung gebrauchter Batterien geht. Lithium-Ionen-Batterien werden häufig in Elektrofahrzeugen verwendet. Mit zunehmendem Alter lässt ihre Leistung nach und sie müssen möglicherweise ersetzt werden. Sie könnten jedoch noch gut genug für andere Verwendungszwecke sein, z. B. als Energiespeicher.
„Man kann es damit vergleichen, wie Wasser durch ein Rohr fließt – es wird verlangsamt, wenn es Biegungen, Krümmungen oder Verstopfungen gibt“, sagt Röttger. „Wir haben uns angesehen, wie man die Impedanz am besten misst und definiert, wann eine Batterie noch wiederverwendet werden kann.”
Second use – etwa in Photovoltaikanlagen
Obwohl sie mit einer Restkapazität von etwa 80 Prozent das Ende ihres Lebens in Elektrofahrzeugen erreicht haben, können diese Lithium-Ionen-Batterien noch viele Jahre in sogenannten „Second-Use“ Anwendungen weiterverwendet werden, z.B. als stationäre Energiespeichersysteme für Photovoltaikanlagen. Die Nachnutzung vorhandenen Lithium-Ionen-Batterien ist ökologisch und ökonomisch sinnvoller als die Herstellung neuer Batterien, jedoch muss vor der Integration in neue Systeme ihre Restkapazität bestimmt werden. Hierzu sind derzeitige Messmethoden entweder zu ungenau oder nicht effizient genug, um eine wirtschaftliche Charakterisierung zu ermöglichen.
Neben der PTB waren aus Deutschland die Technische Universität Braunschweig und die Unternehmen BRS Messtechnik GmbH (BRS) mit Sitz in Stuttgart und Li.plus GmbH aus München beteiligt.
Europäische Normen als Grundlage für Produktion und Handel
Bei der Messung des Wasserstoff-Flusses, der Unwägbarkeiten von Qubits oder des Leistungspotenzials gebrauchter Batterien ist es wichtig, dass genau gemessen wird. Aber zugleich ist es auch wichtig, dass überall auf dieselbe Weise gemessen wird.
Durch Europäische Vereinigung nationaler Metrologieinstitute (EURAMET) und die Europäische Partnerschaft für das Messwesen ist Europa ein wichtiger Akteur bei der Normung und Koordinierung. Röttger betont: „Die Europäer müssen bei der Ausarbeitung dieser Messungen zusammenarbeiten. Die Metrologie ist die Grundlage für vieles, was wir produzieren und handeln.” Die Unterstützung der EU für die Forschung in diesem Bereich über das Forschungsprogramm Horizont ermöglicht es Metrologen in ganz Europa, gemeinsam an einem breiten Spektrum von Problemen zu arbeiten, wie etwa der Angleichung der Messstandards.
Weitere Informationen im Artikel des EU-Forschungsmagazins Horizon „Warum die Metrologie wichtig ist: wie die unbekannte Wissenschaft die grüne und die digitale Transformation beeinflusst“, Mai 2025.
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Europa in Zahlen
Selbstständige arbeiten öfter im Ruhestand
In Rente gehen – und doch weiterarbeiten, zumindest in Teilzeit? Daten von Eurostat für das Jahr 2023 zeigen, dass gut 56 Prozent der Selbstständigen in der EU genau das tun.
Wobei es große Unterschiede gibt, wenn man sich die verschiedenen Mitgliedstaaten ansieht. In Schweden ist das Arbeiten im Rentenalter nahezu der Normalzustand – mit einem Anteil von 98,4 Prozent. Es folgen Finnland (88 Prozent) und Irland (87,7 Prozent). Am geringsten ausgeprägt ist es in Spanien mit 18,2 Prozent, gefolgt von Griechenland (20,3 Prozent) und Slowenien (40,4 Prozent). In Deutschland liegt der Anteil bei 70,5 Prozent. Mehr Daten hier.
Arbeitslosigkeit auf historischem Tiefstand
Wir bleiben noch beim Arbeitsmarkt und schauen uns die aktuellen Zahlen zur Arbeitslosigkeit an. Hier haben wir das grafisch aufbereitet für den schnellen Überblick. Kernbotschaft: Mit 6,2 Prozent im Euroraum und 5,9 Prozent in der EU ist die (saisonbereinigte) Arbeitslosigkeit weiter auf einem historischen Tiefstand.
Die niedrigste Quote verzeichnen Tschechien und Malta, die höchste meldet Spanien. Wir hier in Deutschland liegen bei 3,6 Prozent. Mehr hier.
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Veranstaltungen
ERLEBNIS EUROPA wird zur Bühne bei der Fête de la Musique
Zum ersten Mal wird ERLEBNIS EUROPA im Europäischen Haus Berlin Teil der Fête de la Musique – und lädt am Samstag, den 21. Juni, von 14 bis 21.30 Uhr zu einem ganz besonderen Musikprogramm ein. Direkt am Brandenburger Tor wird die Ausstellung zur Bühne für europäische Musikerinnen und Musiker verschiedenster Genres: Freuen Sie sich auf Indie Folk Pop, Jazz, elektronische Klänge und modernen Deutschpop – live und mitten in Berlin. Hierkönnen Sie einen Blick auf das Programm werfen.
Ganz im Zeichen europäischer Vielfalt und des kulturellen Austauschs bringt ERLEBNIS EUROPA Menschen über Grenzen hinweg zusammen. Der Eintritt ist frei, die Ausstellung bietet Inhalte in allen 24 Amtssprachen der EU.
Die Fête de la Musique – eines der größten musikalischen Ereignisse der Hauptstadt – feiert in diesem Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum. Mehr als 200 Musikorte in ganz Berlin beteiligen sich mit kostenlosen Konzerten in allen Bezirken und erfüllen die Stadt zum Sommerbeginn mit Musik. Alle Informationen finden Sie auf der Website des Festivals.
#EUWoche: Digitales Rollenspiel macht die Schule zum EU-Parlament
Demokratie ist nie einfach, sie fordert das aktive Engagement aller Bürgerinnen und Bürger. Um jungen Menschen auf interaktive Weise die Funktionsweise der europäischen Demokratie näher zu bringen, hat das Europäische Parlament in Deutschland eine neue Veranstaltungsreihe gestartet, die auf ein digitales Rollenspiel aufbaut.
Politik selbst machen
Mit einem Quiz werden auf spielerische Art Kenntnisse über die EU vermittelt, um die Schülerinnen und Schüler auf das Rollenspiel vorzubereiten. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Dann erhalten alle Teilnehmenden ein Tablet und loggen sich auf der Webseite des Virtuellen Rollenspiels ein. Dort werden sie nach dem Zufallsprinzip einer fiktiven Fraktion und einem Mitgliedsland zugeordnet.
Die Schülerinnen und Schüler schlüpfen dann in die Rolle von Europaabgeordneten und vertreten die Werte ihrer Fraktion und die Interessen ihrer Wählerinnen und Wähler. So lernen sie den EU-Gesetzgebungsprozess und seine Anforderungen auf interaktive Weise kennen. Am Ende des Spiels erfahren die Teilnehmenden, welche Auswirkungen ihre Entscheidungen auf die Bevölkerung haben und wie diese das Leben aller beeinflussen.
Die Schule wird zum Parlament
An drei aufeinanderfolgenden Tagen diskutieren, verhandeln und streiten bis zu 40 Schülerinnen und Schülern in jeweils zwei dreistündigen Spieleinheiten miteinander. Das Rollenspiel ist online in allen EU-Amtssprachen kostenlos verfügbar und kann jederzeit von einer Gruppe von 16 bis 40 Personen ab 16 Jahren gespielt werden. Die nächste #EUWoche wird vom 30. Juni bis 4. Juli in Bonn stattfinden. Die dritte und vorerst letzte #EUWoche ist vom 14. bis 18. Juli in Regensburg geplant.
Weitere Veranstaltungen bzw. Termine finden Sie hier in unserem Überblick auf die kommenden Tage. Sie können unsere Terminvorschau auch abonnieren.
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